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Wie entsteht ein Anime?

Es gibt unzählige Techniken, um etwas zu animieren. Theoretisch kann man ein Puppentheater oder Daumenkino schon als Animation bezeichnen. Es existieren jedoch auch kompliziertere Techniken wie z.B. Motion Capturing oder Render Animation.

Bei Animes wird die sogenannte Cel Animation verwendet. Diese Art von Animation ist eine Serie von Bildern (frames), die auf Zelluloidfolien gemalt werden, um sie danach einzeln zu fotografieren und schnell nacheinander zu projizieren. Dadurch wird dem Zuschauer eine fließende Animation geboten.

Die meisten Leute denken, dass Walt Disney ein Animator war. Also jemand, der gezeichnete und kolorierte Bilder fotografiert und diese dann abspielen lässt. Aber Tatsache ist, dass Walt Disney Leute angestellt hat, die diese Arbeit für ihn erledigten. Eine passendere Bezeichnung für diesen Beruf wäre key animator. Walt Disney würde eher in die Sparte der directors oder producer gehören.

Der Entstehungsprozess eines Animes beginnt ganz simpel mit einer Idee oder auch schon einer Geschichte, die zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt abgeschlossen sein muss. Als Erstes wird versucht, diese Geschichte weiter auszuarbeiten, indem man z.B. neue Charaktere oder Handlungsstränge in die Geschichte einbaut, um ihr ein wenig Volumen zu verleihen. Manchmal zeichnet man auch schon einen ersten Entwurf des Artworks, der aber später sowieso verbessert wird. Dieser erste Prozess ist nur eine Art Vorschlag und dient lediglich dazu, den Auftraggeber von seinem Vorhaben zu überzeugen und finanzielle Unterstützung zu bekommen. Sobald das Geld in der Tasche ist und das Hauptpersonal (key staff) wie z.B. Charakterdesigner, key animators ("Schlüsselanimatoren") oder die script writers ("Skriptschreiber") angestellt wurden, wird ein detaillierter Stunden- und Terminplan erstellt. Die Produktion eines Animes ist recht kostspielig und daher darf keine Zeit verschwendet werden. Nun werden vom producer (Produzent) einige wichtige Entscheidungen bezüglich des Stils oder Stimmung der Produktion getroffen. Es wird z.B. diskutiert, ob es eine eher realistische oder fantastische Produktion werden soll.

Der Inhalt des Films wird nun in einem Skript bzw. Drehbuch festgehalten. Da das Drehbuch die Handlung jedoch nur in Textform beschreibt, wird daraus ein storyboard erstellt. Dieses ist eine Zusammenfassung des gesamten Films. Darin werden entlang einer Zeitleiste die Handlungsführung, Szenenwechsel und Kamerabewegungen beschrieben. Anhand der Zeitleiste kann dann z.B. berechnet werden, wieviele Cels für eine Szene gezeichnet werden müssen. Außerdem werden zu den einzelnen Szenen grobe Skizzen der Charaktere und des Hintergrunds entworfen.

Zu guter letzt trifft nochmals der gesamte key staff zusammen, um die Welt und die Charaktere zu gestalten. Nachdem die beschriebenen Vorbereitungen abgeschlossen wurden, kann mit der eigentlichen Produktion der Cels begonnen werden.

Die senior key animators entscheiden nun Bild um Bild, was sich genau auf dem Bildschirm abspielen soll. Danach zeichnen sie einen Entwurf der wichtigsten Bilder (key frames) einer Szene und übergeben diesen dem director, der ihn korrigiert und an die key animators weiterleitet. Normalerweise sind die key frames der Anfang und der Schluss einer Handlung. Diese werden nun von den key animators detailliert gezeichnet und dem animation director übergeben, bevor sie an den inbetweener gelangen.

Die Aufgabe eines inbetweeners ist es, die Bilder zwischen zwei key frames zu zeichnen. Der Zeitaufwand, der dieser Prozess in Anspruch nimmt, unterscheidet sich von Studio zu Studio relativ stark. Einerseits hängt es vom Budget ab, wie "gut" man animiert und andererseits aber auch von der Art des Animes. Während TV-Animes meistens nur 8-10 Bilder pro Sekunde zeigen, werden OVAs und Filme meistens mit 10-15 Bildern pro Sekunde produziert. Bei teureren Produktionen wird auch mehr auf Details geachtet, wie Charakterposen, physische Charaktermerkmale (z.B. Haare, Körperbau), Kleidung, Charaktermimik, Schattierungen, Blickwinkel, Lichteinfall, Hintergründe, Hintergrundanimationen und viele weitere Dinge. Eine weitere Aufgabe des inbetweeners ist es, unnötige Linien oder Markierungen von den key frames zu entfernen. Nachdem diese Arbeit getan ist, können schlussendlich alle Bilder auf Zelluloid übertragen werden.

Der Gebrauch von Computer:

Noch haben die Computer die Aufgabe der inbetweener nicht übernommen. Mit der heutigen Computertechnik ist es aber schon möglich, alle frames, die sich zwischen zwei key frames befinden, zu generieren. Da dies aber eine kostspielige Angelegenheit ist, können es sich die meisten Animestudios nicht leisten. In einem anderen Bereich wird aber sehr gerne auf die Computertechnik zurückgegriffen: Das Kolorieren von Cels. Nachdem die frames auf Celluloid übertragen worden sind, müssen diese noch ausgemalt werde. Diese Arbeit wird meistens von Hand erledigt. Doch immer öfters lässt man die frames digital kolorieren, da diese Methode viel schneller ist und die Produzenten ansonsten die ganze Zeit unter Druck stehen würden. Princess Mononoke hätte z.B. nicht rechtzeitig beendet werden können, wenn man sich nicht der digitalen Tinte  bedient hätte. Von insgesamt 44'000 frames ließ Miyazaki 5000 digital kolorieren. Nach dem übertragen der Bilder auf Zelluloid, entscheiden der director und der art director, welche Linsen, Filter und andere Kameraausrüstungen gebraucht werden sollen, um für jede Szene den richtigen Effekt zu erzeugen. Nun wird das gesamte Packet (Cels, Hintergründe, Kameranotizen,…) an ein Fotografiestudio übergeben, wo es dann zu guter Letzt projiziert wird.

Hiermit ist die Arbeit aber noch lange nicht abgeschlossen. An diesem Punkt werden nämlich noch die Soundeffekte und der Soundtrack integriert, was ebenfalls eine ziemlich zeitaufwändige Arbeit ist. Danach kommen noch die Synchronsprecher (seiyuu) ins Spiel, die in Japan übrigens recht angesehen sind.